18. Dezember 2016 • Weihnachtsbotschaft

Madonna von StalingradLiebe Freunde des BdSJ,

wie viel Hoffnung und Zuversicht mag ein Mensch haben, wenn um ihn herum Krieg tobt. Wenn eine Stadt zerstört wurde und in ihren Trümmern erbitterte Kämpfe geführt werden. Wenn die Propaganda der einen Seite die Ruinen zur Festung verklärt, die bis zum letzten Mann gehalten werden muss. Wenn die Propaganda der anderen Seite monoton „Stalingrad Massengrab“ verkündet, dann soll ein Körnchen Hoffnung keimen? Wenn Kälte den Menschen den Atem raubt und Hunger den letzten Nerv, soll Zuversicht wachsen?

Manchmal entspringt selbst aus der dunkelsten Zeit helle Hoffnung. Die Madonna von Stalingrad ist ein Zeichen von Hoffnung in größter existenzieller Not. Vor dem Weihnachtsfest 1942 zeichnete der Arzt Dr. Kurt Reuber mit Holzkohle das Bildnis, das heute vielerorts in Deutschland als Denkmal steht. Die Madonna von Stalingrad zeigt eine Frau, die unter ihrem Mantel ihr Kind schützt, Mutter und Kind schauen sich an. Um das Bild herum steht geschrieben: „1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“.

Die Schlacht um Stalingrad ist über 70 Jahre her. Dennoch ist es ein Bild unserer Zeit. Weit entfernt von Deutschland herrscht Krieg in Syrien und in Teilen des Iraks. Die Menschen bekriegen sich im Jemen, in Libyen, im Sudan und in anderen afrikanischen Staaten. Selbst in Europa finden Kriegshandlungen statt, in der Ukraine. Immerhin bahnt sich Kolumbien Frieden an. Wir in Deutschland nehmen von den Kriegen dieser Welt meistens kaum Notiz. Erst als die Flüchtlinge kamen, wurde uns das Unheil vor Augen geführt. Entwurzelte Menschen, die ihre Heimat verloren haben. Die Vater, Mutter, Kinder oder Geschwister und Freunde verloren haben. Sie wissen, wie Dunkelheit sich anfühlt.

Deutschland und Europa haben sich nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges erneuert und haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die Deutschen haben die Botschaft der Madonna von Stalingrad verinnerlicht: Licht, Leben, Liebe. Sie gibt wie einst der Sehnsucht, der Zuversicht und der Hoffnung ein Antlitz.

Für uns sind Licht und Finsternis Komplemente: In dunkelste Zeit des Jahres fallen die lichtreichsten Feste. Vier Adventssonntage, das Weihnachtsfest und Neujahr, wenn Korken und Raketen knallen. Am Adventskranz brennt an jedem der vier Sonntage vor Weihnachten eine zusätzliche Kerze, mit der Nähe zu Weihnachten leuchtet es heller und heller. Wir freuen uns auf die Ankunft von Jesus Christus. Und an Heilig Abend – dann ist es so weit – leuchtet der festlich geschmückte Weihnachtsbaum. Bis heute feiern wir in dunkelster Zeit die Geburt von Jesus Christus. Die Hoffnung auf Licht, Leben und Liebe, sie wird auch in dunkler Zeit erfüllt. Diese Botschaft ist 2000 Jahre alt und erneuert sich jährlich. Auch im Jahr 2016.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedliches neues Jahr wünschen Ihnen und euch

Frank Senger, Diözesanjungschützenmeister
Patrik Krutten, Diözesanjungschützenpräses

Bildquelle
Originalzeichnung: Kurt Reuber, 1942
Foto: JoJan - Eigenes Werk, Gemeinfrei